Linuxtag 2010

Ich bin nun gerade vom Linuxtag 2010 aus Berlin zurückgekehrt und fand die Veranstaltung durch und durch gelungen. Laut Veranstaltern kamen ca. 11.600 Teilnehmer, welche ca. 300 Vorträge ansehen konnten. Ich persönlich finde, dass die Qualität der Vorträge fast durchgehend sehr gut war. Einziges Problem ist meiner Meinung nach, dass der Großteil der Sprecher nur 30 Minuten Redezeit hatten und deshalb konnten die meisten Themen nur an der Oberfläche kratzen. Eine der wenigen Ausnahmen war der Vortrag über Apache Hadoop, welcher vergleichsweise technisch gestaltet war, jedoch eine sehr hohe Qualität hatte. Hier noch eine kleine Zusammenfassung von ein paar ausgewählten von mir gesehenen Vorträgen. Ich führe hier aber nur die Highlights für mich auf, da manche Vorträge in meinen Augen informativer waren als andere.

The Big Picture: IT-Infrastruktur- und Datacentermanagement mit Open Source

Der erste Vortrag am Mittwoch. Ein sehr interessanter Vortrag, wie man mittels Open Source Lösungen ein Monitoring für die IT-Infrastruktur eines  Rechenzentrum mit Komplettüberwachung aufsetzen kann. Einer der Herzstücke für eine so aufgebaute Infrastruktur ist die Monitoringsoftware Nagios. Die Firma it-novum (Mitarbeiter dieser Firma hielten den Vortrag) hat außerdem eine Lösung namens „IT-Cockpit“ entwickelt, welche die Rechenzentrumüberwachung vereinfacht. Das Projekt soll noch diesen Sommer unter einer Open Source Lizenz veröffentlicht werden. Alles in allem ein sehr informativer Vortrag und ein sehr guter Auftakt für die Linuxtage.

Linux-HA: Quo Vadis? & Virtual System Cluster mit KVM/Pacemaker

Nach einer Pause und einigen nicht ganz so spannenden Vorträgen habe ich mir diese beiden Vorträge angeschaut, welche sehr informativ und aufschlussreich war, da ich keine Erfahrung mit virtuellen Clustern besitze. Beide Vorträge hatten als Haupthema Clusterbildung mit virtuellen Maschinen. Es wurde unter anderem die Vorteile von KVM diskutiert und welche Lösungen es für Clusterbildungen (mit sauberem Monitoring) gibt. Es wurden in beiden Vorträgen auch die Vorzüge von Pacemaker und die Vorzüge von Hearbeat diskutiert, wobei Pacemaker bei beiden Referenten besser abgeschnitten hat. Auf alle Fälle ein Thema mit dem ich mich in nächster Zeit mehr beschäftigen muss.

Skalierbare und zuverlässige Enterprise Webapplikationen mit Java EE 6

Dieser Vortrag beschäftigte sich mit JavaEE 6 und vorallem die Änderungen gegenüber dem Vorgänger. Anfangs fokusierte man sich im Schnelldurchlauf auf einzelne Themen, wie zum Beispiel „Context and Dependency Injection“ (CDI) und JSF. Dann wurde 25 Minuten (zum Leidwesen des nächsten Redners wurde gut überzogen) lang anhand eines konkreten Hello World Beispieles auf die Technologien eingegangen. War zwar nichts neues und spektakuläres dabei, jedoch kann man das bei 30 Minuten Redezeit bei so einem komplexen Thema wirklich nicht erwarten.

Google App Engine für Java: Eine Einführung

Sehr guter Vortrag über die Google App Engine, war jedoch wirklich nur eine Einführung. Es wurden vor allem die Konzepte und die Verwaltungsoberfläche dargestellt, jedoch auch Codesnippets um eine Beispielapplikation zu entwickeln. Trotz der Restriktionen (u.a. nur lesender Schreibzugriff auf das Filesystem, Klassen Whitelistingverfahren usw) hat das trotzdem Lust auf mehr gemacht und ich werde mich demnächst auch mit der Technologie ein bisschen spielen :)

Hibernate Search

Einer der besten Vorträge auf dem Linuxtag in meinen Augen. Die Technologie wurde in dem lockeren Vortrag sowohl konzeptuell als auch mit Codebeispielen verständlich erklärt. Außerdem wurden natürlich die Vorteile von Hibernate Search gegenüber eigene Lucene-Datenbankimplementationen erläutert und welche Schwierigkeiten es bei dem Datenbankindizierungsthema gibt. Ein absolutes Highlight für mich, da ich die Hibernate Technologie sowieso klasse finde 😉

OTRS Vorträge

Es gab einen ganzen Schwung Vorträge zu der Software OTRS.  Die meisten davon habe ich besucht und die waren alle informativ und gut und auch gut besucht. Anscheinend scheinen sich viele der Besucher für Service Desk Themen zu interessieren. Sehr gut war auch der Vortrag wie man mit OTRS mittels eines Plugins Change Management betreibt. Einer meiner Kritikpunkte an OTRS, welcher die „funktionale aber nicht sehr hübsche“ Weboberfläche ist, wurde in der gezeigten pre-alpha der Version 3.0 entkräftigt, die neue Version kommt echt schick daher und ich freu mich schon auf das Release.

Agile Development and unit testing in a web environment

Auch ein Highlight für mich, diesmal aber nicht aus technischer Sicht, sondern weil der Vortrag einfach unterhaltsam und interessant war. Thema war, wie die Firma OXID auf eXtreme Programming als Methode umgestiegen ist und die komplette Codebasis ihrer Produkte refaktorisiert und mit Unit Tests versehen haben. Die Vor- und Nachteile von XP wurden erörtert und die objektive Codeverbesserung und Testbarkeit wurden erläutert und wie man diese erreicht. Da ich das so interessant gefunden habe, hat es mich nicht mal gestört, dass fast 15 Minuten überzogen wurden (was für den Nachredner biter war, da er auch nur 30 Minuten hatte) :)

Introducing MongoDB: Open Source, Non-Relational Database

Informative Einführung in die Welt der nichtrelationalen Datenbaken. Ein guter und spannender Vortrag, wenn man sich im Vorfeld jedoch schon mit Key-Value Datenbanken beschäftigt hat, hat man wenig neues erfahren. Mir hats jedenfalls gefallen und ich hoffe, dass beim nächsten LinuxTag mehr NoSQL Open-Source Datenbanken vorgestellt werden oder gar vertiefende Themen vorgetragen werden. Die Vortragsfolien findet man übrigens hier

Was ist Hadoop und was könnte es für Debian tun?

Bei diesem Vortrag dachte ich mir, dass es sich um eine oberflächliche Einführung in Hadoop handeln würde, jedoch weit gefehlt. Für einen 30 Minuten Vortrag war die Präsentation im Vergleich zu den meisten anderen Vorträgen sehr technisch und die Konzepte von MapReduce wurden sehr gut und einfach erläutert. Danach wurde noch Zookeeper vorgestellt. Sehr sehr spannende Themen, vorallem für Leute die mit großen Datenmengen und großen Infrastrukturen arbeiten müssen/dürfen :)

LiquidFeedback – Interaktive Demokratie durch Liquid Democracy

Hier wurde die Software Liquid Feedback vorgestellt. Die Software versucht das Konzept Liquid Democracy in Software umzusetzen, d.h. die Abstimmungen passieren online. Da ich mich privat auch für das Thema interessiere, habe ich den Vortrag überaus gut und spannend gefunden. Ich war allerdings etwas geschockt, als ich gehört habe, dass die ganze „Liquidlogik“ (wow, ein Neologismus!) nur mittels Stored Procedures umgesetzt wird und mehr oder weniger das meiste der Logik in der Datenbank (welche eine PostgreSQL DB ist) abgebildet wird. Noch mehr geschockt war ich, dass für das Frontend Lua verwendet wird. Im Großen und Ganzen scheint die Software aber gut zu funktionieren und ist in der Piratenpartei schon im Einsatz.

Als Fazit muss man sagen, dass der LinuxTag durch und durch gelungen war. Die Messestände waren zum allergrößten Teil sehr informativ und die Leute waren alle sehr angenehm. Auch der Hacking Contest war ein absolutes Highlight, einfach überwältigend auf welche abgefahrenen Ideen manche Leute kommen um eine Root-Shell herbeizuzaubern. (Beeindruckt hat mich die Idee, mittels einem Skript die Loginnamen (!) sequenziell auszulesen und diese auszuführen. Damit kann man praktisch als Loginname ein Shellskript ausführen.) Das Sozial Event war auch allererste Sahne.

Hier kann man sich übrigens ein paar Impressionen in Videoform ansehen.

Ich freu mich schon jetzt auf nächstes Jahr :)

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